Der Blickwinkel ist entscheidend
Die Vorteile und Potenziale auf einem Blick:
- Qualifizierte und hochmotivierte Mitarbeiter*innen, z. B. in anerkannten Fachpraktiker-Ausbildungen, wirken dem Fachkräftemangel entgegen.
- Mitarbeiter*innen mit überdurchschnittlichen/besonderen Fähigkeiten in einem bestimmten Bereich steigern die Unternehmensproduktivität.
- Diversität in Teams eröffnet neue Blickwinkel.
- Alltägliche Hilfsbereitschaft und das Achten auf Kollegen verbessert das Betriebsklima.
- Verbesserte Ausbildungssituation für Menschen mit Behinderung erleichtert Inklusion in Betrieben.
- Qualifiziertes Fachpersonal der Berufsbildungswerke unterstützt Betriebe bei verzahnter Ausbildung wie z. B. bei der Fachpraktiker*innen-Ausbildung.
Aber was bedeutet konkret Behinderung?
Oftmals werden menschliche Handicaps mit sichtbaren motorischen oder sprachlichen Einschränkungen verbunden. Die meisten Behinderungen sind allerdings nicht direkt sichtbar und viele haben kaum bis gar keine Auswirkung auf die Leistungsfähigkeit. Es gibt eine Vielzahl an Handicaps. Nach dem „Sozialgesetzbuch (SGB IX) Neuntes Buch Rehabilitation und Teilhabe von Menschen mit Behinderungen” wird von einer Behinderung gesprochen, „wenn körperliche Funktionen, geistige Fähigkeiten oder die seelische Gesundheit mit hoher Wahrscheinlichkeit länger als sechs Monate von dem für das Lebensalter typischen Zustand abweicht.“
Die Integration von Menschen mit Handicap in den Berufsalltag spielt bereits heute eine entscheidende Rolle von dem sich kein Unternehmen freisprechen kann. Neben einer angeborenen Beeinträchtigung (nur 3,3 %) kann auch im Laufe des Lebens durch Unfall (1,5 %) oder Krankheit (89,4 %)[1] eine Beeinträchtigung der eigenen Mitarbeiter erfolgen und so kann das Thema Inklusion unerwartet durch eine Wiedereingliederung in jedem Unternehmen von heute auf morgen auf die Agenda kommen. Der demografische Wandel erhöht zudem die Wahrscheinlichkeit eines jeden Unternehmens, dass eine Inklusion im eigenen Unternehmen notwendig ist. Zum einen wird die Belegschaft immer älter, laut Destatis hat sich die Erwerbsbeteiligung der 60- bis 64-Jährigen von 39 % (2009) auf 62 % (2019) gesteigert.[2] Zum anderen wächst die Mitarbeiterbelastung und somit die Gefahr von Erkrankungen. Aber auch der zunehmende Fachkräftemangel verstärkt das Interesse in Unternehmen, Arbeitnehmer mit Handicaps zu halten und zu beschäftigen.
Eine Vielzahl an Veränderungen begünstigt die Inklusion. Allerdings sind die Herausforderungen, insbesondere für KMU nicht unerheblich, denn durch die Vielzahl an Handicaps sind dadurch auch je Mitarbeiter/Azubi Regeln und Umsetzung in Bezug auf Arbeitsplatz zu definieren. Ebenso sind menschliche Berührungsängste oder fehlender Umgang nicht wegzudiskutieren und zu überwinden. Die größte Herausforderung liegt aber sicherlich bei Verfahrensanträgen und Auflagen – Förderprogramme wechseln, unklare Zuständigkeiten und Verfahrenswege sind bürokratisch und aufwendig – sind hier allerdings die Weichen gestellt und die richtigen Ansprechpartner und Netzwerke gefunden und viele Stolpersteine bereits überwunden. Insbesondere bei einer verzahnten Ausbildung mit Berufsbildungswerken können die Ausbilder*innen mit ihrer rehabilitationspädagogische Zusatzqualifikation Unternehmen an vielen Stellen beratend unterstützen. Dadurch ergibt sich die Möglichkeit, innerhalb der Ausbildung die betriebsspezifischen Anforderungen zu vermitteln, um so die benötigten Kompetenzen für eine weitere Beschäftigung zu sichern und zu stärken.
Neben individuellen Ansprechpartnern bieten mittlerweile digitale Medien darüber hinaus Möglichkeiten, Handicaps zu kompensieren. Mittels virtuellen Lernanwendungen oder speziellen Lernapps werden Azubis unterstützt, innerhalb ihres eigenen Lernpensums Lerninhalte zu verstehen und sich auf Prüfungen vorzubereiten.
Inklusion ist kompetenzbereichernd, teamstärkend, herausfordernd und für jedes Unternehmen bedeutend. Schaffen auch Sie für sich Unternehmenschancen durch Inklusion!
Quellen und Dokumente: